Gefunden - was wird nun aus dem kleinen Tier?
Mi 08.Dez 2010
Das Telefon klingelte, mein Schatz ist dran: eine kleine Hündin ist gerade beinahe von einem Transporter angefahren worden und sieht erbärmlich aus. Er hat sie gleich ein-gepackt und ist auf dem Weg nach Hause.
Zitternd, unterkühlt und leider übel riechend kam das kleine arme Geschöpf bei uns an.
Das Fell verfilzt, ein Auge ist von Haaren zugewachsen, darunter Eiter, abgemagert bis auf die Knochen konnte die Hundedame schon nicht mehr laufen. Das Fell am Schwänzchen und an den Hinterläufen fehlt fast komplett, die Pfoten sind wund. Was hat dieses arme Tier nur erlebt?
Nachdem wir das eine Auge befreiten und beide mit Augentropfen versorgt hatten, etwas Hüttenkäse und 1TL in Wasser aufgeweichtes Trockenfutter mit Arnica-Globuli und natürlich Trinkwasser bereitstellten, wurde dem Mädchen langsam wärmer. Eingekuschelt in Fleecedecken zitterte sie bald etwas langsamer und bekam schwere Augen: müüüüde :)
Schlafen konnte sie leider nicht - es war zu aufregend. Immer wieder schaute sie zu uns und reckte neugierig ihr Schnäuzchen in unsere Richtung, wenn wir wieder auf sie zu kamen. Auch Ghali hat sie beobachtet. Sie fühlte sich vermutlich sehr wohl.
Wir erhielten sogar einen Anruf vom Fahrer des Transporters, ob soweit alles in Ordnung ist und er erkundigte sich, wie es mit der Hündin wohl erstmal weiter ginge.
Leider musste der Hundeführer der Polizei sie abholen und ins Tierheim bringen. Fundtiere müssen im Tierheim aufgenommen und versorgt werden bzw. der Besitzer ermittelt werden.
Wir haben eine Kerze für sie angezündet.
Do 09.Dez 2010
Ich habe mit dem Tierheim telefoniert und angeboten, mich soweit ich kann um sie zu kümmern. Gerne möchte ich mir ihr reden, ihr Zuwendung schenken - in der Hoffnung, dass sie sich wieder aufrappelt. Vielleicht kann sie künftig wieder richtig Gassi gehen.
Leider sind nur die Öffnungszeiten des Tierheims für Berufstätige nicht gerade entgegen-kommend, denn an 4 Tagen/Woche dürfen Besucher nur von 14-16h kommen.
Sie wird mittags von einer Tierärztin untersucht.
Morgen habe ich frei - da werde ich zu ihr fahren...
Der Fahrer des Transporters erkundigte sich nochmals nach dem Zwischenstand.
Wieder brennt ein Kerzchen für sie.
Fr 10.Dez 2010
Heute rief ich nochmal beim Tierheim an, ob sie noch da ist und ob meine geplanten Mitbringsel "erlaubt" sind. Allerdings erfuhr ich, dass ihr Halter sie mittags abholen wird.
Mittags? Wann, dann komme ich nochmal vorbei und besuche sie - "Vormittags kommt der Besitzer" - "Sie sagten doch gerade mittags" - "Ja, so um 12"
Es ist für mich unverständlich, dass ein so verwahrlostes Tier wieder dem verantwortungs-losen oder überforderten Halter zurückgegeben werden darf. Steht im Tierschutzgesetz nicht irgendwas darüber?
Auf meine Frage hin, wie ihr momentaner Zustand ist, wurde mir mitgeteilt, dass sie halt schon 19 Jahre alt ist und sowieso keine Sprünge mehr macht. Angeblich wäre sie laut dem Halter in tierärztlicher Behandlung - wieso ist dann das Fell derart verfilzt? Und das Auge war zugewachsen (siehe erstes Bild) und vereitert. Dann die verletzten Pfoten...
Mir wurde am Telefon dann noch gesagt, dass es keine Lösung ist, das Tier im Heim zu behalten - dort wäre es für das Tier schließlich auch nicht schön: so alleine und ohne betüttelt zu werden. Das gewohnte Zuhause wäre besser für das Tier. Das glaube ich jedoch in diesem Falle nicht.
Ich hatte mir schon viele Gedanken gemacht, was ich ihr heute mitbringen könnte: etwas Hüttenkäse, weil uns das verbindet. Dann ein kleines Hunde-Shirt, weil sie so abgemagert und teils ohne Fell ist, ein Kuscheltier und wollte ihr Ansprache, Streicheleinheiten schenken und eingepackt in einer warmen Decke mit ihr spazieren gehen. Soviel dazu.
Das Gespräch endete in Tränen - ich legte auf, weil ich keine Worte mehr hatte. Ich bin fassungslos.
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Das kann´s doch nicht gewesen sein - ich rede gleich mit meinem Schatz darüber und informierte auch Ghali´s Tagesbetreuer und besten Freund Bruno. Beide waren der Meinung, man sollte mal mit dem Besitzer reden. Also ab ins Auto - der Besitzer wollte sie ja gegen 12h beim Tierheim abholen.
Bruno und ich trafen sogar vor dem Tierheim jemanden an, der die Hündin im Auftrag des Besitzers abholen sollte. Ein überraschend freundlicher Mensch, der unsere Sorge erst nicht verstand.
Wir beschrieben unsere Sorge - eine Tierheim-Mitarbeiterin kam hinzu. Diese informierte uns darüber, dass der Halter sich meldete und nicht, wie wir erst vermuteten, ausfindig gemacht werden musste.
Wir baten uns an, den Hund zu übernehmen, falls der Halter damit überfordert ist oder keine Kapazitäten hat, ich übergab meine Handynummer.
Beruhigend war für mich, als die Tierheim-Mitarbeiterin schilderte, dass die Kleine - wenn auch sehr wackelig - laufen kann.
Jetzt interessiert mich nur noch, wie es so weit mit der Kleinen kommen konnte...
Es brennt ein Lichtlein für sie.
Sa 11.Dez 2010
Gestern hat er sich nicht gemeldet.
Ist es wirklich seine Hündin, die er von seinem Freund hat abholen lassen?
Traut er sich nicht, sich zu melden? Wie geht es mit ihr weiter - geht es ihr gut?
Ich hätte gestern drauf bestehen sollen, dass ich sie nochmal sehen möchte.
Sie geht mir nicht aus dem Kopf. Wieder leuchtet eine Kerze für sie.
So 12.Dez 2010
Aufgrund der Firmen-Werbung auf dem Auto des Abholers weiß ich wenigstens eine Möglichkeit, mich nochmal nach ihr erkundigen zu können.
Morgen rufe ich dort mal an. Ich wünsche ihr, dass es ihr soweit gut geht.
Mo 13.Dez 2010
Online habe ich das Tierschutzgesetz gefunden. Hier ein kurzer Auszug daraus:
TierSchG §2 Wer ein Tier hält, betreut oder zu betreuen hat,
1.muss das Tier seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren, pflegen und verhaltensgerecht unterbringen,
2.darf die Möglichkeit des Tieres zu artgemäßer Bewegung nicht so einschränken, dass ihm Schmerzen oder vermeidbare Leiden oder Schäden zugefügt werden,
3.muss über die für eine angemessene Ernährung, Pflege und verhaltensgerechte Unterbringung des Tieres erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen.
TierSchG §3 Es ist verboten
3. ein im Haus, Betrieb oder sonst in Obhut des Menschen gehaltenes Tier auszusetzen oder es zurückzulassen, um sich seiner zu entledigen oder sich der Halter- oder Betreuerpflicht zu entziehen...
Weiterhin werden dort die Straf- und Bußgeldvorschriften geregelt.
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Ich habe bei der Firma des Abholers angerufen. Leider war er nicht direkt erreichbar, da er im Außendienst tätig ist.
Die Dame hat sich jedoch meine Handynummer notiert - hoffentlich meldet er sich zurück.
Di 14.Dez 2010
Wieder keine Rückmeldung. Weder vom Halter, noch vom Abholer. Das macht mich stutzig. Versucht man etwas zu vertuschen - will man sich nicht damit abgeben bzw. auseinander setzen? Hat man Angst vor unangenehmen Fragen?
Nur irgendwie kommt es mir komisch vor, dass der Halter sich nach dem Hund im Tierheim erkundigt hatte - wenn er kein Interesse mehr am Tier hätte, dann hätte er sich sicher nicht mehr gemeldet, oder?
Ist sie vielleicht gar nicht vom Abholer mitgenommen worden?
Beim Tierheim hatte ich versucht anzurufen, da ging nur der Anrufbeantworter dran.
Mi 15.Dez 2010
Immer noch keine Rückmeldung. Ich vermute, dass sich keiner von denen melden wird.
Also rief ich mal wieder beim Tierheim an, um meine Bedenken zu äußern. Ich bekam die Info, dass die Kleine mitgenommen wurde - sie verblieb also nicht im Tierheim.
Wenn der Halter den Hund zurück haben wollte, wieso meldet er sich nicht bei uns, um Bescheid zu geben, dass es der Hündin soweit gut geht? Gibt es doch was zu verbergen - oder schämt man sich?
Ich fragte beim Tierheim nach, ob nur bei Abgabetieren oder auch bei Fundtieren Kontrollen durchgeführt werden.
Das Veterinäramt wäre hier zuständig - man müsste das Amt um eine Überprüfung bitten. Da mir aber verständlicherweise keine Daten vom Halter durch das Tierheim durchgege-ben werden dürfen, bin ich auf die Mitarbeiter im Tierheim angewiesen.
Sie wollen erstmal prüfen, ob hier ein Handeln nötig ist.
Die Hundedame heißt Ronja. Sie ist 18 Jahre alt und ist angeblich in tierärztlicher Behandlung. Sie ist laut dem Halter ausgerissen, als das Hoftor offen stand und dieser sich kurz nach dem schreieneden Kind umschauen musste.
Warum war sie dann derart verfilzt, das Auge von Haaren fest zugewachsen und eitrig?
Warum fehlte stellenweise Fell?
Warum sind die Pfoten so wund?
Warum ist sie so abgemagert - so dünn?
Es wäre ein altes Tier - sie hätte die übliche Lebensdauer längst überschritten, meinte die Tierheim-Mitarbeiterin. Und? Auch wenn das Tier alt ist, hat man ihm ein ordentliches Leben zu bieten - da macht man doch keinen Unterschied! Und was ist, wenn sich der Halter schon einen jüngeren Hund zugelegt hat? Wie wird dieser behandelt?
Ich habe nun schriftlich die ersten beiden Vorsitzenden des Tierschutzvereins informiert und um Unterstützung gebeten.
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Gerade entdecke ich, dass ich jetzt schon eine Antwort habe! Die 1.Vorsitzende wird sich kümmern - sie hat die Kleine gesehen und weiß, in welchem Zustand sie war. Sie möchte meine Schilderung (meiner Anfrage-Mail) an das Veterinäramt weiterleiten.
Es ist jetzt schon eine Woche her. Hoffentlich geht es ihr soweit gut.
Do 16.Dez 2010
Jetzt muss ich mich in Geduld üben - ich bin total hibbelig, wie es weiter geht. Es dauert mir generell schon zu lange - der Verlauf, dass sie zu diesem Halter zurückgegeben wurde, ist für mich unverständlich.
Ich bin gespannt, was die 1.Vorsitzende des Tierheims erreichen kann bzw. in die Wege leitet.
Leider recht passend zum Thema: http://www.bild.de/BILD/regional/berlin/aktuell/2010/12/16/flocky/flocky-einfach-im-schnee-ausgesetzt.html
Was geht in den Köpfen solcher Menschen vor? Warum sind die so?
Sa 18.Dez 2010 & So 19.Dez 2010
Noch keine Rückmeldungen. Mmpf.
Ich hoffe, dass wir nächste Woche etwas Neues erfahren.
Di 21.Dez 2010
Da immer noch keine Rückmeldung erfolgte und ich jetzt ein paar Tage habe vergehen lassen (ohne zu nerven ;) habe ich der Vorsitzenden eine Rückfrage-Mail geschickt.
Sie trifft den Vorsitzenden des VetAmtes und wird ihn darauf ansprechen. Vielleicht weiß er über diesen Fall Bescheid.