Den Hund verstehen
Der Hund denkt und erlebt anders als der Mensch. Oft enstehen Mißverständnisse - der Hund reagiert nicht, wie man eigentlich wollte - aber das liegt oft am Halter!
Hunde reagieren sehr stark auf die Körpersprache - eine gemeinsame Sprache. Das kann durchaus positiv sein: mit Gestik und Mimik und auch durch Sprache und Betonung der Worte kann man viel erreichen oder lenken. Allerdings reagiert der Hund auch sehr auf unsere eigenen Emotionen und lässt sich auch durch unsere Ängste oder unseren Stress beeinflussen.
Wichtig ist die Erziehung - sie findet ständig statt, ist individuell, nicht nur eine Übung oder eine Trainingsstunde und ist deshalb wichtig, weil der Hund dann mehr Freiheiten erhält.
Wer ist der Chef?
Einige Hundebesitzer haben ein Problem den Hund an der Leine zu halten, reagieren bei Begegnungen mit Artgenossen hektisch und unsicher - der Hund ist rüpelhaft, bellt oder knurrt. Mehrere Situationen scheinen einfach nervig, anstrengend und chaotisch.
Das kann daran liegen, dass der Hund merkt, dass Sie mit so manchen Situationen überfor-dert sind und übernimmt die Führung. Nehmen Sie ihm diesen Stress und arbeiten Sie daran. Ein kundiger Hundetrainer kann Ihnen hier helfen, dieses Verhalten zu ändern.
Grenzen setzen und konsequent wahren
Es ist wichtig, dem Hund Grenzen zu setzen - unerwünschtes Verhalten zu ändern: wenn der Hund nicht jagen soll oder sich unappetitlichen Sachen widmet.
Hier ist Konsequenz sehr wichtig: Sie meinen es ernst, was Sie sagen. Der Hund muss lernen, Grenzen bzw. Einschränkungen zu akzeptieren. Dies muss nicht mit Schreien und Brüllen und schon gar nicht handgreiflich durchgesetzt werden. Hunde neigen dazu, die Erziehung bzw. die Grenzen auszutesten - zu hinterfragen. Bleiben Sie konsequent.
Bieten Sie interessante Alternativen - rufen Sie ihn ab und wenn er zu Ihnen kommt, belohnen Sie ihn (mit Leckerlie, mit Spielen - vor allem mit freudiger Stimme).
Warum der Hund mehr Freiheiten erhält, wenn Grenzen gesetzt werden?
Wenn ich den Hund abrufen kann und er sich nicht für Jogger interessiert oder zurück- gepfiffen werden kann, dann kann ich den Hund auch ableinen und frei laufen lassen.
Ohje - ein Kläffer!
Dem Halter ist es meist unangenehm: der Hund meldet wenn´s klingelt, wenn jemand am Revier vorbeizieht, kündigt Nachbarn im Treppenhaus an...
Es ist schwer und sehr langwierig dies zu trainieren: generell darf er keinen Zuspruch für sein Handeln erhalten - eigentlich müsste man ihn ignorieren.
Zuerst lenken Sie die Aufmersamkeit auf sich - wenn der Hund zur Bestätigung zu Ihnen schaut, machen Sie ohne zu Reden eine Geste dafür, dass er zu Ihnen kommen soll. Wenn der Hund für einen Moment ruhig ist, loben sie ihn, ignorieren Sie ihn, wenn er sich falsch verhält. Auf keinen Fall dürfen Sie mit ihm reden, wenden Sie sich von ihm ab - er fühlt sich sonst beim Bellen bestätigt. Mit viel Geduld und vor allem viel Konsequenz wird das melden nachlassen oder geringer werden.
Fühlen Sie sich manipuliert?
Es ist schnell passiert: der Vierbeiner fordert lautstark seine Futterportion an, bettelt beim Essen, verteidigt "seinen" Platz auf der Couch...
Aber wie ist das passiert? Füttern Sie ihren Hund zu festen Uhrzeiten, haben Sie am Tisch öfter von ihrem Teller was abgegeben, weichen Sie zur Seite, damit der Hund auf sein Plätzchen auf der Couch kann? Sie selbst haben es in der Hand, die Marotten des Hundes zu verändern - auch ohne grobes Handeln. Ein Hundetrainer in Ihrer Nähe wird Ihnen passende Tipps und Anweisungen geben.
Immer wieder gerne diskutiert: hat der Hund ein schlechtes Gewissen?
Der Hund hat was angestellt und der Halter ist außer sich. Ein Hund denkt jedoch in der Gegenwart - höchstens ein paar Sekunden zurück und weiß nicht, warum Sie so wütend reagieren. Die Reaktion des Hundes? Eingezogene oder herunterhängende Rute, Dackelblick, gedrungene Haltung...
Aber warum reagiert der Hund so? Er hat kein schlechtes Gewissen, er hat Angst vor dem Besitzer bzw. ist wegen der Emotion verunsichert, da er laut schreit oder tobt. Anhand der Miene, der Haltung/Gestik und auch dem Geruch erkennt der Hund, dass man sauer ist. Eine Bestrafung ist hier nicht angemessen - der Hund kann das nicht verstehen. Sie müssen ihn wenn auf frischer Tat erwischen - sonst wird das falsch verknüpft.
Lob und Tadel im richtigen Moment einsetzen
Wenn der Hund für eine Handlung belohnt oder getadelt werden soll, dann muss das innerhalb einer Sekunde passieren - er muss es direkt mit der Handlung verbinden können. Gewöhnen Sie sich deshalb an, lieber mit freundlicher oder dunklerer/deutlicher Stimme zu reagieren. Bis Sie ein Leckerchen herausgezaubert haben, verknüpft der Hund Ihre Belohnung mit einer anderen Aktion (Sitz machen, betteln, ruhen).
Futterbelohnen werden eh zwiespältig betrachtet - Hunde klären unter sich mit Gestik und Lauten was richtig und was falsch ist und winken nicht mit Leckerlies ;)
Wenn etwas gut läuft und unseren Vorstellungen entspricht sind wir zufrieden - reden aber meist nicht drüber. Wir reden eher darüber, wenn was nicht passt oder so klappt, wie es sein soll und tadeln eher, als zu loben.
Loben Sie Ihren Hund wenn er etwas richtig macht und Sie zufrieden stellt. Auch an Lob kann er sich orientieren und fühlt sich bestätigt und ermutigt. Der Hund lernt, welche seiner Handlungen Lob/Bestätigungen bringen und führt sie öfter aus oder hält sich daran.
Anspringen - einen Instinkt austricksen
Wenn der Hund seine Begrüßungsfreude mit Anspringen ausdrückt, dann sollte man unbedingt daran arbeiten, ihm dieses Verhalten abzugewöhnen: wenn man vom Einkaufen mit schweren Taschen kommt, oder ängstliche Besucher diese Ritual nicht verstehen...
Es gibt hier jedoch verschiedene Möglichkeiten:
- den Hund beim Begrüßen ignorieren und einfach aus dem Weg gehen, ihn nicht
beachten. Erst, wenn er zur Ruhe kommt belohnen (durch ein Spiel z.B.).
- Richten Sie beide Handflächen gegen den Hund - er soll nicht springen. Erst, wenn er
unten bleibt, dann freundlich loben
- Oder die Pfoten festhalten - bald merkt der Hund, dass ihm das nicht gefällt. Er lernt,
dass das Anspringen unangenehme Folgen hat
Angst - wie beruhigt man den Hund?
Das Thema Angst ist sehr komplex. Wie äußert sich die Angst (Zittern, Hecheln, Knurren, Flüchten...), in welchen Situationen tritt sie auf und wie kann ich meinem Hund helfen/beistehen?
Da die Gründe für die Angstzustände verschieden sind gibt es keine generelle Lösung. Jedoch dürfen Sie auf keinen Fall Ihren Hund streicheln und "beruhigen" - er fühlt sich in seiner Angst bestätigt ("ja, es ist so schlimm!") und steigert sich um so mehr hinein.
Wenden Sie sich zur Bewältung von Ängsten Ihres Hundes an einen geschulten Hundetrainer.
Quellen:
Alle zwei Monate neu: dogstoday mit Spezial-Seiten "VerhaltensTraining"
"Calming Signals – Die Beschwichtigungssignale der Hunde, animal learn Verlag ISBN3-963-188-01-7 >>>
Buch-Tipp aus der "Partner Hund" Ausgabe Nr. 11/2010:
"Was Hunde denken Alles, was Sie über das Innenleben der Vierbeiner wissen müssen" von Thomas Görblich
ISBN-13: 978-3-86882-168-0 (>> Amazon)
Kurzbeschreibung: Unser Hund weiß alles über uns. Was wir essen, wie wir uns fühlen, ob wir glücklich sind oder nicht. Umgekehrt sind wir noch nicht ganz so weit, aber wir holen auf. Thomas Görblich gibt einen faszinierenden und äußerst unterhaltsamen Einblick in die ganz private Welt des Hundes und zeigt, wie wir beim Umgang mit den Tieren davon profitieren. Über den Autor: Dr. med. vet. Thomas Görblich ist approbierter Tierarzt und war als stellvertretender Chefredakteur für Zeitschriften wie Ein Herz für Tiere und Partner Hund tätig. Seit 2000 arbeitet er als freier Journalist und Autor für die Süddeutsche Zeitung, Focus Schule u. v. a.